Die Welt als Hologramm
Pribram stand als Gehirnforscher zwischen den Wissenschaftsbereichen
Physik und Psychologie. Seine Überlegungen führten
ihn zu der alten Frage, wer oder was denn das Hologramm im Kopf
interpretiere. Im Zusammenhang mit einer These der Gestaltpsychologie,
daß nämlich das, was wir wahrnehmen, dasselbe ist
wie die im Hirn ablaufenden Prozesse, kam Pribram zu der Schlußfolgerung,
die Welt sei ein Hologramm. Sein Modell des holographischen Gehirns
führte Pribram zu der Annahme, daß die von uns als
objektiv angesehene Realität überhaupt nicht existiert,
sondern tatsächlich eine unermeßliche, in Schwingungen
versetzte Symphonie aus Wellenformen darstellt, einen Frequenzbereich,
der sich erst in die uns bekannte Welt verwandelt, nachdem er
von unseren Sinnen aufgenommen und nach - teils angeborenen,
teils erlernten - Vorgaben dechiffriert worden ist.1
Die Beziehung zwischen dem vertrauten Bild/Objekt-Bereich und
dem Frequenzbereich sieht Pribram als reziprok an. Bildwahrnehmungen
sind mentale Konstruktionen, doch zugleich gehört zu diesem
Vorgang ein reziprokes Stadium, eine Transformation in den Frequenzbereich.
Wenn der holographische Bereich in reziprokem Verhältnis
zum Bild/Objekt-Bereich steht, reflektieren mentale Aktivitäten
(wie die Mathematik) die grundlegende Ordnung des Universums.
Da im holographischen Frequenzbereich die normalen Grenzen von
Raum und Zeit aufgehoben sind, muß zugleich die übliche
Kausalität aufgegeben werden, von der die meisten wissenschaftlichen
Erklärungen abhängen: "Als Erklärungsprinzipien
müssen hier Kategorien wie Komplementarität, Synchronizität,
Symmetrien und Zweiseitigkeit herangezogen werden."2
Pribram führt Eigenschaften des holographischen Frequenzbereichs
auf, die Boissonnet - dies als Analogie - im Medium der Holographie
'materialisiert' sieht. Solche Erklärungsprinzipien gehen
für Boissonnet einher mit einer Denkweise, in der die deterministische
Weise der Betrachtung der Welt ersetzt wird durch eine, in der
die Veränderung des Denkens in Richtung Delokalisierung,
Relativität und Komplexität grundlegend ist für
das Verhältnis von Subjekt und Umwelt und für das Verhältnis
von Betrachter und holographischem Werk. Von den Vermittlungsstrategien
der Werke und von den medialen Gegebenheiten der Holographie
als Kommunikationsmedium wird solche Denkweise gespiegelt und
der Erfahrung der Betrachter zugänglich gemacht. In Kommunikationstechnologien,
schreibt Boissonnet, "verdichtet und enthüllt sich
zugleich die laufende Veränderung des Zustands unseres westlichen
Weltverständnisses. Wir können das als eine Transformation
unserer mentalen Struktur betrachten, als einen Prozeß,
in den Holographie ebenso eingebunden ist wie alle anderen Ausdrucksweisen,
seien sie technologisch oder nicht."3 Die
Weise, in der der Physiker David Bohm in Quantenphänomenen
die Verbindung des Mentalen mit dem Materiellen aufscheinen sieht,
vertieft solche Betrachtungsweise.