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Gabriele Schmid:  Illusionsräume
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David Bohm: Physik und Holographie

 

Pribram hat zwei grundsätzlich verschiedene Betrachtungsmöglichkeiten der Welt konfrontiert: die materiell fundierte und die mental fundierte. "1. Indem das Gehirn den durch die Sinne vermittelten Input aus der physischen Welt organisiert, konstruiert es mentale Eigenschaften. 2. Mentale Eigenschaften sind die durchgängigen Organisationsprinzipien des Universums, zu dem auch das Gehirn gehört. Paradoxerweise würden sich fast alle Verhaltens- und Neurowissenschaftler heute zu irgendeiner Form der ersten Feststellung bekennen, während die zweite Feststellung den Glauben einiger der einflußreichsten theoretischen Physiker von heute wiedergibt."1 Einer der Physiker, den Pribram im Auge hatte, war David Bohm, ein Schüler und Protegé Einsteins. Bohm war unabhängig von Pribram zu der Annahme eines holographischen Universums gelangt. Seine Ausgangspunkte waren die Quantenphysik und die Photonentheorie des Lichts. Bohm nahm in diesem Zusammenhang ein ätherähnliches 'Quantenpotential' an, das die Bahnen der Photonen lenke.

Einstein hatte postuliert, daß Licht eine Welle sei, die kein materielles Medium brauche, die sie trägt. Frühere Wellentheorien hatten häufig einen 'Äther' angenommen, der die Lichtwellen trage. Seine Existenz konnte aber nie physikalisch nachgewiesen werden. Der 'Äther' bildete einen absoluten Bezugsrahmen. Einstein brauchte das Äthermodell nicht, denn in seinem relativistischen System gibt es keine absoluten Bezugsrahmen mehr, sondern nur relative, aufeinander bezogene Größen. Betrachtet man elektromagnetische Wellen, so läßt sich vom einen Standpunkt aus erklären, ein Stromstoß werde durch ein sich zeitlich änderndes Magnetfeld erzeugt. Vom anderen Standpunkt aus betrachtet geht der Stromstoß auf ein elektrisches Feld zurück. Mit Hilfe von Einsteins Theorie lassen sich elektrische und magnetische Felder als aufeinander bezogene, relative Größen verstehen, denn die Maxwellschen Gleichungen zeigen, daß ein zeitlich veränderliches Magnetfeld ein elektrisches Feld erzeugt und umgekehrt (Dieser Wechsel ist die sich fortpflanzende elektromagnetische Welle). Entscheidend für das Ergebnis von Beobachtungen ist der Standpunkt, aus dem sie gemacht werden und - mit Heisenberg - der Einbezug des Messenden in die Messung.

Licht ist keine Welle in einem materiellen Medium, es ist nach der Quantentheorie des Lichts von teilchenartiger Natur, doch bleibt das Photon stets masselos. Boissonnet hält diese Qualitäten des Lichts für symptomatisch für eine relativistische Denkungsart: "Bemerkenswert ist, daß die beiden Qualitäten des Lichts niemals gemeinsam auftreten, und daß nicht eine über die andere dominiert: Es ist manchmal das eine, manchmal das andere, abhängig vom Gesichtspunkt, unter dem wir es betrachten. In anderen Worten: Licht kann uns eine wichtige Lektion in Relativismus geben... Die wissenschaftliche Beobachtung der mikrophysikalischen Welt legt nahe, daß die Beobachter die Wirklichkeiten kreieren, die sie beobachten. Lange vor Einsteins Relativitätstheorie und Heisenbergs Unschärferelation, lange bevor wir es vielleicht für möglich halten, hat die Wissenschaft ein Panorama des Relativismus entworfen, ein Panorama und eine Weise des Denkens, die wir Künstlern und Philosophen zu überlassen gewohnt sind. Tatsächlich begannen in der Folge der Entdeckungen von Kopernikus und Galileo die von der kartesianischen Denkungsart stammenden Begriffe von Sicherheit und Wahrheit zu bröckeln."2 Boissonnet spannt einen weiten historischen Bogen, um eine relativistische Denkungsart postulieren zu können, die er für die Bewältigung der Gegenwart für notwendig erachtet. Indem er im Medium der Holographie dieser zugrunde liegende physikalische und mentale Prozesse thematisiert, ermöglicht er seinen Betrachtern eine zugleich historisch reflexive und aktuell ereignishafte Erfahrung. Erlebnishaftes Erfahren und mentale Reflexion werden so auf engste zu verknüpfen gesucht, denn die Veränderung des einen schlägt sich auf das andere nieder, und umgekehrt. Diese Erfahrung wird nur möglich durch die (nachträgliche) Reflexion beider Bereiche. Und das gilt auch für den Künstler als seinem ersten Adressaten.


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1 Pribram, 1988, S. 30.

2 "What is remarkable, is that both qualities of light are never present together; nor yet that one predominates to the exclusion of the other: it is 'sometimes one, sometimes the other', according to the point of view from which we study it. In other word, light can teach us an important lesson in relativism... The scientific observation of the world of microphysics already suggests that observers create the realities they observe. Science, well before Einstein's theory of relativity and Heisenberg's principles of relationships of uncertainty, and long before we might imagine, had already sketched out a landscape of relativisation a landscape and line of thought that we had always left to the artists and philosophers. Indeed, these notions of certainty and truth, inherited from the Cartesian way of thinking, had already started to crumble, at least, following the discoveries of Copernicus and Galileo." (Boissonnet, 1996, S. 3).


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