1 Die älteren Theorien des
Sehens orientierten sich am Paradigma des Sehstrahls. Mit dem
Sehstrahl war wohl eine Emission gemeint, bei der Strahlen in
gerader Linie aus den Augen austreten. Der Sehstrahl ermöglichte
im hellenistischen Verständnis, außerhalb des Selbst
zu empfinden. (Vgl. Konersmann,
1995, S. 121ff.) Der entscheidende Einwand gegen die Aufschlußkraft
des Sehens besagt, daß wahres Erkennen den Augen des Geistes
vorbehalten sei. Platons Höhlengleichnis formuliert den
Verdacht, "daß der Sehende als ein im Sehen und seinen
undurchschauten Grenzen Gefangener außerstande sein könnte,
über die Realitätsangemessenheit und Wahrheit seiner
Wahrnehmung zuverlässig zu befinden." (Konersmann,
1997, S. 20.) Platons Vorbehalt macht die Aufschlußkraft
des Sinnlichen überhaupt zum Problem.
2 Boehm,
1997, S. 274.
3 Lichtenberg, zit. nach: Konersmann,
1997, S. 37.
4 Konersmann,
1997, S. 38.