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Gabriele Schmid:  Illusionsräume
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Galileo

 


Die Installation Galileo ist der spätere Teil eines 1992-94 entstandenen zweiteiligen Werks: La conscience des limites - das Gewahrwerden von Grenzen.1 Die Gesamtanlage ist ca. 500 x 300 x 185 cm groß und hat eine Art von konischer Perspektive (Abb. 23, Abb. 24). Im Vordergrund stehen zwei Metallstative. Sie tragen Plexiglasteleskope, die auf ein vor ihnen stehendes Hologramm zielen. In die Röhren eingebracht sind holographische Filme, die das Licht brechen und die Röhren in Regenbogenfarben schimmern lassen (Abb. 25). Auf die Linse des einen Teleskops ist das Wort 'ICI' (hier) eingraviert, auf die Linse des anderen das Wort 'LA' (dort). Schaut man durch die Plexiglasröhren, sieht man nicht - wie man vielleicht erwarten könnte - ein vergrößertes Bild des Hologramms, sondern das umgekehrte und sehr kleine Bild des Hologramms überlagert die Worte (Abb. 2).

Das Hologramm in Galileo hat die Form einer ovalen Plansphäre (60 x 90 cm). Es zeigt zunächst das bläulich-grüne Bild einer vielfach gefalteten Landkartenlandschaft von eigenartig brüchiger Räumlichkeit, das von gelb-rötlichen Worten überlagert wird (Abb. 26). Das Landkartenbild basiert auf ca. 240 Einzelbildern, die zu einem holographischen Stereogramm zusammengefügt wurden. Den Bildsegmenten zugrunde liegt ein aufblasbarer Globus, der - plattgedrückt - auf einem Fotokopierer abgelichtet wurde.2 Für jedes einzelne Bild hat Boissonnet die Lage des formbaren Plastikobjekts leicht verändert, so daß eine Abfolge von Bildern entstand, die im Grunde den Einzelbildern eines Animationsfilms ähneln (Abb. 28). Eine Auswahl der Fotokopien hat Boissonnet auf den holographischen Film übertragen. Zugleich mit dem Bild des Stereogramms erscheinen das Wort 'NULLE' als virtuelles Bild auf der Filmebene und das Wort 'PART' als reelles Bild vor der Hologrammebene (NULLE PART - nirgendwo). Die Buchstaben sind flach, sie haben keine dritte Dimension. Das Hologramm hat Boissonnet auf einen Plexiglasträger montiert und die Platte in ein speziell angefertigtes Metallstativ eingespannt. Das Stativ trägt zugleich einen Ultraschall-Bewegungsmelder, der, wird er aktiviert, die Beleuchtung des Hologramms variiert (Zwei Halogenlampen sind hinter dem Hologramm an der Decke im Abstand von ca. 50 cm. installiert). Nähert man sich dem Hologramm bis auf ca. 2 Meter an, ändert sich die Beleuchtung. Die Worte verschwinden, die Farbe des Stereogramms ändert sich von grünlich-blau zu rötlich-gelb,3 und anstelle der Worte erscheint gelblich-grün das mit dem Pulslaser holographierte virtuelle Bild des prall aufgeblasenen, halb durchsichtigen Plastikglobusses hinter der Filmebene (Abb. 27). Nähert man sich dem Hologramm weiter an, bewirkt der Bewegungsmelder das Erlöschen des Rekonstruktionsstrahls. Hinter dem nun durchsichtigen Hologramm sieht man eine zweite ovale Plexiglasscheibe. Sie ist schwarz, auf ihre Oberfläche ist das Wort 'AILLEURS' (anderswo) eingraviert (Abb. 30).


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1 Der zuerst entstandene Teil Gaia wird später zur Sprache kommen.

2 Boissonnet hat den aufblasbaren Globus als Modell der geopolitischen Repräsentation unseres Planeten auch in anderen Werken verwendet, die der Copy-Art zuzurechnen sind. Die Fotokopien, die Boissonnet für das Stereogramm in Galileo verwendet hat, hat er zuvor in seiner Installation Raz-de-terre (1993) eingesetzt (Abb. 29).

3 Mit dem veränderten Rekonstruktionswinkel werden andere Schlitzbilder des Regenbogenhologramms sichtbar. Bei einem Regenbogenhologramm verändern sich die Farben, wenn man nacheinander mehrere Lichtquellen aus unterschiedlichen Winkeln auf die Platte fallen läßt.


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