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Gabriele Schmid:  Illusionsräume
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Gaia

 

Awareness of limits. Galileo hat auf die äußeren Grenzen der Erde im Kontext der Galaxis gezeigt. Gaia, der erste, 1992 entstandene Teil des zweiteiligen Werks, weist auf die inneren Grenzen der Erde und auf ihren endlichen Charakter. Gaia besteht aus einer gut drei Meter hohen stählernen Struktur, die die Meridiane des halbierten Globusses nachbildet (Abb. 36, Abb. 37). In die offenen Felder des Mittelstreifens der Meridiane, sind in Augenhöhe und leicht schrägstehend acht Multi-exposure Regenbogenhologramme (je 69 x 61 cm) eingebettet, die das Bild des Globusses (der aufblasbare Ballon, den Boissonnet dann zur Grundlage des Stereogramms in Galileo gemacht hat) und, räumlich ihn durchdringend, Frauenköpfe 1 zeigen (Abb. 38, Abb. 39). Abhängig vom Standpunkt der Betrachter (wie in In-Between sieht man aus verschiedenen Betrachterabständen verschiedene Schlitzbilder der Regenbogenhologramme) erscheinen der Erdball alleine, der Erdball durchdrungen von einem oder mehreren Köpfen, oder einer oder mehrere Köpfe alleine. Gaia war die erste Installation Boissonnets, in der die Beleuchtung der Hologramme von den Betrachtern beeinflußt werden konnte. Die Struktur und die holographischen Abbilder führen den Gegenstand und das Thema der Installation vor Augen: das Modell des kartographierten Erdballs und die in den übereinandergelagerten Frauenköpfen verkörperte mythische Gestalt der Mutter Erde.

Das mythische und das wissenschaftliche Modell können gelesen werden als Metaphern für die Weise, wie wir mit der Erde umgehen. Unser Umgang mit der Erde, schreibt de Kerckhove, ist nicht intuitiv. Die Erde ist in den profitorientierten industrialisierten Gesellschaften zum Gegenstand ihres Handelns geworden. Das ist ein völlig anderer Umgang, als er aus den Ritualen von Religionen aufscheint, die einen Sinn für die Einheit der Erde bewahrt haben. Ein quantitativer Sprung wäre notwendig, um die Erde wahrnehmen zu können als unsere Wurzel. Um solche Einsicht zu ermöglichen, meint de Kerckhove, benötigten die Menschen Modelle.1 Philippe Boissonnet stellt mit seinem Werk solche Modelle zur Verfügung. Insofern können sie als Vermittlungseinrichtungen begriffen werden.


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1 Im Unterschied zu den Schatten in In-Between wurden die Hologramme für Gaia - die Frauenköpfe wie der aufblasbare Ballon - mit einem Pulslaser gemacht.

2 Vgl. de Kerckhove, 1995.


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