Das Regenbogenhologramm und seine Varianten
Mit dem Regenbogenverfahren kann die mögliche optische
Schärfentiefe der Objekte erweitert werden. Sie sind deshalb,
wegen ihrer vielfarbigen Erscheinungsweise, und weil sie mit
weißem Licht rekonstruiert werden können, die im Kunstsektor
gebräuchlichsten Hologramme. Ihren Namen bekamen sie aufgrund
ihrer spektralen Regenbogenfarben. Stephen Benton, seit 1996
Direktor des Center for Advanced Visual Studies (CAVS) am Massachusetts
Institute of Technology (MIT) in Cambridge, USA, hat 1968 zum
ersten Mal Regenbogen- oder Bentonhologramme beschrieben.
Die Herstellung von Regenbogenhologrammen geschieht in zwei Schritten.
Im ersten Schritt stellt man - wie oben beschrieben - ein normales
Lasertransmissionshologramm (H1) her. Im zweiten Schritt erzeugt
man mit Hilfe des reellen Bildes des H1 ein Bildebenenhologramm.
Man dreht das Hologramm um 180 Grad, um aus dem virtuellen ein
reelles Bild zu machen, und stellt dann in das reelle Bild des
H1 eine photoempfindliche Schicht und zeichnet das Bild auf.
Man nutzt aber nicht - wie beim oben beschriebenen Weißlichthologramm
- die gesamte Information des H1, sondern deckt Bereiche des
Films ab und läßt nur durch einen schmalen Spalt einen
Teil des reellen Bildes fallen. Dadurch wird nicht ein Teil des
aufgenommenen Objekts abgedeckt, sondern es verringert sich,
wie wenn man zwischen zwei Rippen einer Jalousie hindurchblickt,
der Betrachtungswinkel. Da die vertikale Parallaxe im allgemeinen
bei der Betrachtung von Objekten eine geringere Rolle spielt
- unsere beiden Augen befinden sich auf einer horizontalen Ebene,
und horizontal bewegen wir uns gewöhnlich im Raum - legt
man den Spalt so an, daß er parallel zur Horizontalrichtung
des holographischen Bildes über das ganze Masterhologramm
verläuft. Verschiebt man die Schlitzblende, sieht man nacheinander
verschiedene Perspektiven, so als würde man nacheinander
durch verschiedene Spalte einer Jalousie blicken. Mit Hilfe des
teilweise abgedeckten reellen Bildes wird das H2, das Regenbogenhologramm,
hergestellt (Abb.
20) und wie das H1 entwickelt und gebleicht.
Für die Rekonstruktion wird das fertige Hologramm der zweiten
Stufe wieder um 180 Grad gedreht, so daß aus dem pseudoskopischen
Bild ein orthoskopisches wird. "Beleuchtet man das fertige
Hologramm mit Laserlicht, so sieht man das rekonstruierte Bild
entsprechend der Stellung der Schlitzblende wie durch einen engen
horizontalen Spalt. Über und unterhalb des Spalts verschwindet
das Bild. Würde man eine andersfarbige Lichtquelle benutzen,
würde man ein anders gefärbtes Spaltbild sehen, das
auch an einer anderen Stelle liegt. Eine Beleuchtung mit einer
punktförmigen weißen Lichtquelle entspricht gewissermaßen
der gleichzeitigen Beleuchtung durch viele verschiedenfarbige
Lichtquellen. Entsprechend entstehen gleichzeitig viele unterschiedlich
gefärbte Schlitzbilder, die auf unterschiedlichen Höhen
liegen und ineinander übergehen. Je nach Betrachtungsabstand
sieht ein Beobachter eines oder mehrere der farbigen Schlitzbilder."1 (Abb. 21)
Bei Wiedergabe mit weißem Licht liefert das Hologramm,
das als Beugungsgitter wirkt, für kurze Wellenlängen
(blau) einen kleinen, für große Wellenlängen
(rot) einen großen Beugungswinkel. "Für jede
Spektralfarbe ist ein anderer Beobachtungsschlitz vorhanden.
Bewegt der Betrachter seinen Kopf in vertikaler Richtung, sieht
er das rekonstruierte Bild nacheinander in rot, orange, gelb,
grün und blau, d.h. in den Spektralfarben oder den Farben
des Regenbogens."2 Beim Heben und Senken
des Kopfes ändert sich die Farbe, nicht aber die Perspektive
auf das Objekt.
Bei Regenbogenhologrammen liegen die orthoskopischen virtuellen
Bilder - wie bei Lasertransmissionshologrammen - hinter dem Film.
Durch ein zweistufiges Verfahren können orthoskopische reelle
Bilder erzeugt werden, die vor dem Hologramm liegen. Im ersten
Schritt wird wieder ein Off-axis-Hologramm (H1) hergestellt.
Bei der Rekonstruktion entstehen ein virtuelles orthoskopisches
und ein reelles pseudoskopisches Bild. Das reelle Bild liefert
die Objektwelle für den zweiten Schritt, in dem das H2 hergestellt
wird. Rekonstruiert man dieses Hologramm von derselben Seite,
von der es aufgenommen wurde, entsteht zwar ein pseudoskopisches
virtuelles Bild, doch das reelle Bild ist orthoskopisch. Indem
das pseudoskopische Bild eines pseudoskopischen Bildes orthoskopisch
ist, ist es mit dieser Technik möglich, normale reelle Bilder
zu produzieren. Diese Bilder liegen nicht hinter der Filmebene
wie die Spiegelbildern gleichenden virtuellen Bilder, sondern
sie liegen vor dem Film und wirken wie greifbare Erscheinungen
im Raum.
Es ist möglich, von ein und demselben Master durch mehrere
Belichtungen virtuelle und reelle Bilder zu erzeugen. Die Speicherkapazität
holographischer Filme ist groß genug, um Mehrfachbelichtungen
durchzuführen. Um verschiedene Bilder übereinander
aufzunehmen, muß lediglich der Winkel, in dem der Referenzstrahl
auf die Platte fällt, für jede Aufnahme verändert
werden. Bei der Wiedergabe eines Multicolour-Regenbogenhologramms
erzeugen die verschiedenen Aufnahmewinkel der Bilder verschiedene
Farben, die sich mit dem vertikalen Betrachtungswinkel verändern.