Ereignis und Niederschrift
Hologramme, die sich mit jeder kleinen Bewegung des Betrachters
verändern, entziehen sich einer vollständigen Beschreibung
ebenso wie als dreidimensionale Lichterscheinungen einer adäquaten
Abbildung (Das gilt selbstverständlich auch für die
hier beigefügten Abbildungen, die bloß hinweisenden
Charakter haben können). Was für Hologramme gilt, gilt
in strengerem Sinne für ihre Rezeption. Das Ereignis ist
stets etwas anderes, als gesagt werden kann. So wie die Landkarte
nicht das Territorium ist, ist die Niederschrift (im ethnomethodologischen
Sinne) nicht das Ereignis. Was die Bilder repräsentieren,
kann zwar symbolisch gefaßt werden - die Interferenzstreifen
in In-Between als Hinweis auf den unteilbaren Raum - der
unteilbare Raum kann jedoch nicht verbildlicht, sondern nur erfahren
werden. Solche Erfahrung kann das interaktive Werk befördern,
das zugleich durch das Erlebnis erst erzeugt wird. Die Singularität
des Ereignisses bietet die Möglichkeit einer 'Reauratisierung'
(Mersch) im Zeitalter technischer Reproduzierbarkeit. "Performativer
Kunst wird ihre Aura gerade durch ihre Ereignishaftigkeit, den
Vollzug einer Transzendenz und die Überschreitung des Gegebenen
zurückerstattet."1 Das überlieferte
Ereignis - und in diesem Sinne sind Ereignisse geschichtslos
- bezieht sich auf eine Gegenwart, die nicht mehr ist. Das Sein
im Territorium ist immer anders als dessen Nachvollzug auf der
Landkarte. "Kunst, als Ereignis, ist nicht zu bewahren,
und was bewahrt wird, ist nicht die Kunst... Die Reauratisierung
der Kunst durch das Ereignis bedingt den Verlust von Geschichtlichkeit,
wohingegen ihre Tradierung in Dokumenten, Reproduktionen oder
Aufzeichnungen den erneuten Verlust ihrer Aura und mithin die
'Entkunstung der Kunst' bedingt. Kunst steht heute notwendig
unter diesem Zwiespalt. Aber die ist nur Kunst, wo sie sich diesem
Zweispalt zu stellen wagt, andernfalls bliebe sie unterhalb ihrer
eigenen Stellung."2