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Gabriele Schmid:  Illusionsräume
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Kommunikationsformen

 

Die Kommunikation zwischen den Besuchern ist es, die Boissonnet mit der Inszenierung der Hologramme intendiert. Die Inszenierung ist die äußerste Schicht eines Ganzen, das sich um menschliche Kommunikation dreht. Weitere Schichten sind zu nennen: die (ikonographische) Ebene des Dargestellten und die (mediale) Ebene der Hologramme.

Sprachlich, technologisch und auratisch nennt Boissonnet die Bereiche menschlicher Kommunikation, die mit In-Between berührt werden. Die Kommunikationsebenen sind - wie in der Wirklichkeit - nicht vollständig voneinander isoliert. Sie überlappen sich. Die sprachliche und technologische Ebene berühren sich durch die Verwendung von Schriftzeichen, die sprachliche und die auratische Ebene sind mit der schattenhaften Anwesenheit von Körpern verbunden. Die Darstellung der Sprachzeichen ist insofern kontrapunktisch, als die üblicherweise geschriebenen bzw. gesprochenen Worte hier in einem künstlichen Raum erscheinen.

Das Sprachliche und das Technologische weisen auf Felder, die ich hier nur kurz antippen möchte: Das Sprachliche weist auf die kulturelle Bedingtheit und Entwicklung dieser Kommunikationsform, das Technologische auf die besonderen Implikationen, die mit der weltweiten Vernetzung gegeben sind. Daß beispielsweise die Zeichen in einem virtuellen visuellen Raum erscheinen, findet eine Entsprechung in der tendenziellen Ortlosigkeit des virtuellen kommunikationstechnologischen Raums in den Netzen, in denen die Linearität des Textlichen in Hypertextstrukturen übergeht, wodurch letztlich Sprachstrukturen verändert werden.1 Das Vorüberziehen der Buchstaben und Worte weist auf die Veränderlichkeit allen Sprechens und Kommunizierens; auf eine grundlegende Prozeßhaftigkeit, die auch in der Inszenierung der Hologramme angelegt ist.

Das Auratische ist hier in einer Weise gegeben, wie sie den medialen Gegebenheiten von Hologrammen entspringt - als Aufeinandertreffen von Energiewellen. Das gilt in technisch-physikalischer Hinsicht und im Blick auf die Rezeption von Hologrammen. In einem viel weiteren Sinne findet das dargestellte Auratische eine analogiehafte Entsprechung in philosophischer Hinsicht, denn in den Bereichen der Physik, der Gehirnforschung und der Psychologie - um nur einige zu nennen - dient das Hologramm als Metapher für eine Denkströmung, die allgemein als holonomische Theorie oder holographisches Paradigma bezeichnet wird und deren gemeinsames Merkmal die untrennbare Verbundenheit allen Seins ist. Auf solche Verbundenheit weist Boissonnets Hologramm hin.


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1 In den Kommunikationstechnologien, meint Boissonnet, verdichte und enthülle sich die laufende Veränderung unseres westlichen Weltverständnisses, das könne man auch als Transformation unserer mentalen Struktur betrachten. (Vgl. Boissonnet, 1996, S. 1)


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