Die Vermittlung der Ambivalenz
Die Organisation der Elemente in Galileo erfordern
vom Betrachter die Einbringung von kognitivem Wissen, erlernten
Sehstrategien und zugleich Offenheit für die Erfahrung von
Rezeptionsweisen, wie sie vor Hologrammen erforderlich sind.
Boissonnets Intention ist es nicht, Vorwissen und Sehstrategien
zu bestätigen. Vielmehr nutzt er sie zur Vermittlung von
Phänomenen wie 'Delokalisierung', 'Relativierung von Gesichtspunkten'
und 'Überschreitung von für sicher gehaltenen Grenzen'.
Multiplizität und Verschiedenheit hält Boissonnet nicht
allein für Eigenschaften, die charakteristisch sind für
das Medium Holographie, sondern auch für das World Wide
Web, eine Welt, zu der Boissonnet die Installation Galileo
analog setzt. Installationen, meint de Kerckhove, seien Repräsentationsformen
mit einem dominant kognitiven Hang, während Kommunikationskunst
auf Performance und dynamischen Gesten basiere und nachdrücklich
Wert lege auf eine körperliche Antwort vom 'Zuschauer-Teilnehmer-Hörer'.
In der Installation Galileo sind beide Tendenzen vertreten.
Daraus resultiert ihre Ambivalenz, die auch Widerhall ist einer
kommunikationstechnologisch geprägten Welt. Folgerichtig
sind die Mittel, die Boissonnet in Galileo einsetzt, mehrdeutig.
Ambivalent ist das Hologramm, das als Mischform aus Stereogramm,
Shadowgramm und Pulslaserhologramm verschiedene Lesarten nahelegt,
ambivalent ist die Erscheinung von Hologrammen überhaupt,
und ambivalent schließlich ist das Motiv, die erlernte
Figur des Globusses.