1 Monet nach Thiébault-Sisson:
Die Seerosen von Claude Monet in der Orangerie der Tuilerien.
Zuerst in: La Revue de l'art ancien et moderne, Juni 1927. In:
Stuckey, 1994, S.
290f.
"Je me disais, en executant mes pochades, qu'une série
d'impressions d'ensemble, prises aux heures où ma vision
avait le plus de chances d'être juste, ne serait pas dénuée
d'interêt. J'attendis que l'idée eût pris
corps, que l'ordonnance et la composition des motifs se fussent
peu à peu inscrites dans mon cerveau d'elles-mêmes,
et le jour où je me sentis assez d'atouts dans la main
pour tenter ma chance avec un espoir réel de succès,
je me résolus à agir, et j'agis" (Monet nach
Thiébault-Sisson (1918), zit. nach: Levine,
1976, S. 414.)
2 Trévise in: Stuckey,
1994, S. 339.
3 Monet bestritt im Gespräch mit
Trévise die Möglichkeit, daß Erinnerungen ausreichen
könnten, um den gewünschten Eindruck wiedergeben zu
können. Trévise hatte vermutet, daß Monet nach
einem Leben im Freien nun imstande sei, die Seerosenbilder im
Atelier zu malen, er könne die Augen schließen und
jeder früher eingefangene Aspekt käme auf Befehl wieder.
Monet antwortete, das sei eine äußerst höfliche
Unterstellung, doch "selbst wenn man die Natur ein wenig
kennt, ist es besser, nichts ohne Modell zu malen." (Monet
nach: Trévise in: Stuckey,
1994, S. 338.)
Nun sind visuelle Eindrücke wohl kaum schnappschußartig
in allen Details konservierbar, doch sie wirken vor dem inneren
Auge nach. Goethes schildert in diesem Zusammenhang die Tätigkeit
des Gedächtnisses in den Sinnesorganen. Goethe beschreibt,
wie er sich bei geschlossenen Augen die Empfindung von Blumen
willkürlich hervorrufen konnte. "Wenn ich ... mir in
der Mitte des Sehorgans eine Blume dachte, so verharrte sie nicht
einen Augenblick in ihrer ersten Gestalt, sondern sie legte sich
aus einander und aus ihrem Innern entfalteten sich wieder neue
Blumen aus farbigen, auch wohl grünen Blättern; es
waren jedoch keine natürlichen Blumen sondern phantastische,
jedoch regelmäßig wie die Rosetten der Bildhauer.
Es war unmöglich die hervorquellende Schöpfung zu fixieren,
hingegen dauerte sie so lange als mir beliebte ... Mit andern
Gegenständen fiel mir nicht ein den Versuch zu machen; warum
aber diese bereitwillig von selbst hervortraten, mochte daran
liegen, daß die vieljährige Betrachtung der Pflanzenmetamorphose,
sowie nachheriges Studium der gemalten Scheiben, mich mit diesen
Gegenständen ganz durchdrungen hatte ... Hier darf nun unmittelbar
die höhere Betrachtung aller bildenden Kunst eintreten;
man sieht deutlicher ein, was es heißen wolle, daß
Dichter und alle eigentliche Künstler geboren sein müssen.
Es muß nämlich ihre innere produktive Kraft jene Nachbilder,
die im Organ, in der Erinnerung, in der Einbildungskraft zurückgebliebenen
Idole freiwillig ohne Vorsatz und Wollen lebendig hervortun".
(Goethe, 1819, S. 177f)
Goethes Beschreibung fast 'eingebrannter' Motive ist mir aus
eigener Erfahrung vertraut. Es traten solche Phänomene -
oft tagelang - nach der intensiven bildnerischen Beschäftigung
mit bestimmten Motiven auf. Ich nehme an, daß Monet solche
Phänomene kannte.
4 Das gestische Moment erlaubte, Monets
Malerei in der zweiten Phase ihrer Rezeption mit amerikanischem
Action-Painting zu vergleichen: "The impasto belongs not
only to the painted surface but even more to the movements by
which he applied it; Monet stood already, as we know now, within
the portals of action painting." (Shattuck,
1982, S. 40.)