1 Monet nach Roger Marx: Claude Monets
Seerosen. Zuerst in: Gazette des Beaux-Arts, Juni 1909. In: Stuckey, 1994, S. 265.
Albert Wolff schrieb 1886 im Zusammenhang der Einschätzung
Monets als Visionär: "Monet ist durchweg ein merkwürdiger
Künstler. Manche schätzen ihn als Naturalisten ein,
aber im Grunde ist er vor allem ein Träumer. Seine Landschaften
sind gewöhnlich eine Ohrfeige in das Gesicht der Natur...,
sie ähneln weniger der Natur als einer Art von Vegetation,
wie sie ein Halluzinierender erblickt." (Albert Wolff: Internationale
Ausstellung. Zuerst in: Le Figaro vom 19. Juni 1886. In: Stuckey,
1994, S. 125.)
Clement Greenberg meint 1957, Monet habe sich zu sehr auf Naturtreue
verlassen. Doch "buchstäbliche Naturtreue, die sich
allerdings mehr auf seine eigenen Sinneseindrücke als auf
die Natur bezog, konnte gelegentlich ein Bild der Kunst erhalten.
Monet besaß eher Abenteuergeist als aktive Phantasie, der
ihn veranlaßte, seinen Sinneseindrücken auf dem Fuß
analytisch zu folgen, wohin sie ihn auch führen mochten.
Manchmal war die Genauigkeit, mit der er sie registrierte, so
extrem, daß es schon einer Halluzination nahekam und ihn
nicht zu gefälliger Schönheit führte, sondern
am anderen Ende der erwarteten Wirklichkeit stranden ließ,
wo die visuellen Tatsachen zur Phantasmagorie wurden, einer um
so überzeugenderen und als Kunst konsistenteren Phantasmagorie,
als sie bar jeden Fünkchens Phantasie war." (Clement
Greenberg: Claude Monet: Der späte Monet. Zuerst in: Art
News, 1957. In: Stuckey, 1994, S. 379.)
2 Baudelaire,
1860, S. 251.
Die von Baudelaire angesprochenen Analogien
sind synästhetische Erlebnisse. Untersuchungen zur Synästhesie
gibt es bereits seit Mitte des letzten Jahrhunderts, heute erfährt
das Phänomen erneut erhöhte Aufmerksamkeit. Synästhesie
ist die Miterregung eines Sinnesorgans bei Reizung eines anderen.
"Manche Synästhetiker können Buchstaben fühlen,
andere Töne in bunten Farben sehen. Die meisten sehen Texte
und Zahlen in Farbe. Manchen erscheint die zusätzliche Information
wie auf einem Bildschirm vor Augen, bei anderen findet sie im
Kopf statt. Eine synästhetische Wahrnehmung ist immer etwas
Zusätzliches, niemals überlagert sie andere Wahrnehmungskanäle
wie Hören, Sehen oder Schmecken. Sie ist einfach da."
(Lange, 1996.) Das Interesse
des amerikanischen Neurologen Richard Cytowic an der Synästhesie
wurde geweckt, als er in der Kunstgeschichte und Literatur zahlreiche
Fälle von Synästhesie entdeckte - Rimbaud beispielsweise,
Kandinsky, Rimski-Korsakow und David Hockney waren bzw. sind
Synästhetiker. Cytowic entwickelte ein Testsystem, mit dessen
Hilfe er die Koppelung von auslösendem Reiz und synästhetischer
Wahrnehmung neurologisch untersuchen konnte. Er stellte fest,
daß bei einer synästhetischen Wahrnehmung der Stoffwechsel
im Kortex, also der Gehirnregion, in der das rationale Denken
vermutlich angesiedelt ist, dramatisch zurückging. "Der
Neurologe schloß daraus, daß Synästhesie eine
Funktion des limbischen Systems sei, also jenes Teils des Gehirns,
das für Gefühle und Erinnerungen zuständig ist."
(Lange, 1996.) Cytowic vermutet, daß bei Synästhetikern
die Zensur im limbischen System durchlässiger ist als bei
der Mehrzahl der Menschen. Möglicherweise existiert im Gehirn
von Synästhetikern eine ungewöhnliche Verdrahtung,
die genetisch bedingt ist.
3 Baudelaire,
1860, S. 265.
4 Gelpke,
1966, S. 137.
5 Gelpke,
1966, S. 137.
Das, was wir 'Ich-Auflösung' nennen, nennt der Mystiker
'Selbst-Transzendenz', was für uns 'Regression' bedeutet,
ist für den Mystiker die 'Unio mystica', wir nennen 'Rückzug'
was für sie 'Abkehr von der Illusion der Realität'
ist. (Vgl. Gelpke, 1966, S. 130.)