Die Konstruktion
Die Differenz zwischen Wirklichkeit und illusionistischer Nachbildung
ruht auf der Konstruktion der Illusion. Die konstruktiven Mittel
und die Art und Weise wie sie benutzt werden, können Aufschluß
geben über die damit zusammenhängende Sicht auf und
Deutung der Wirklichkeit. Aus Verhoevens Äußerungen
ging hervor, daß die Wirkung des Panoramas in einer Transformation
des Natureindrucks wurzelt. Verhoevens Eindruck beruht auf der
Konstruktion, auf der die trompe-l'il-hafte Wiedergabe
der Dinge basiert. Die konstruktiven Elemente des Panoramas sind
die Perspektive und die Horizontlinie. Sie, nicht die Natur,
sprechen im Panorama. Mittels perspektivischer Konstruktion hat
Mesdag einen Raum erzeugt, in den die Dinge eingeordnet werden
konnten wie Requisiten. Der Horizont und die Dinge, das sind
zeichenhafte Elemente einer Bildsprache, die die Darstellung
entzifferbar werden läßt und eine kognitiv fundierte
Deutung ermöglicht. Die erlernte Wissensfigur 'Perspektive'
ist eine Voraussetzung für solche Deutung.
Auf - mehr oder weniger modifizierter - perspektivischer Konstruktion
beruhen alle illusionistischen Medien des 19. Jahrhunderts. Ende
des 18. Jahrhunderts entstanden auf der Basis neuer Abbildungstechniken
erstmals "Abbildungen, die nur das eine Ziel haben, einen
Gegenstand so exakt wie möglich wiederzugeben und den Betrachter
so vollkommen wie möglich zu täuschen. Zu diesen Abbildungstechniken,
deren Ergebnisse auf der raffinierten Ausnutzung optischer Gesetze
und der Verwendung neuer technischer Mittel beruhten, gehören
das Panorama, das Diorama, der Diagraph und die Photographie."1