1 Milman,
1984, S. 6.
2 Vgl. Anm. 1,
I.4
3 "Something very strange was
going on, something that terrified me. The beach was just a beach
of course, but something terrible had happened to it... the sea
was no longer moving... The sea lay immobile ... and didn't try
any more to reach the esplanade... something dreadful must have
happened, that was obvious... Everything was still. Yes, it was
also this tremendous silence that was so terrifying. No pounding
of the surf and no rustle of lapping waves ... Nothing anymore...
[Stille ist heute durch das dauernde Vorführen eines Tonbandes,
welches das Bild wie der Klavierspieler den Stummfilm akustisch
kommentiert, nicht mehr erfahrbar.] As I stood there looking
breathlessly around, it slowly dawned on me that there must have
been a magician at work here. No ordinary witch, who can change
you into a frog, but a real, extraordinary powerful magician."
(Toonder, 1996, S.
167)
4 "When I went there for the first
time in the forties with my father - I was five or six years
old at that time - I could feel myself beeing overcome by the
frozen reality. As if I had been suspended in time. It took a
while ... before it dawned to me that this was a reality that
could not exist. That incomprehension was magical for me... It
has set a tone that resounds over and over again in my life and
in my work. That near-religious experience of a miracle, which
in the end turns out to be no miracle at all. The carefully reproduced
reality that is in fact a trompe l'il. It was that experience
in the Mesdag Panorama which first made me aware, as a child,
that reality can seem more than it is. The Panorama was for me
what a Mass is for another, the perception of another world,
albeit in a secular sense." (Verhoeven,
1996, S. 175.)
5 "I know of course, that the
transcendent only exists if you are aware that it is there. And
that it is possible to give a realistic account of everything
that 'transcends reality'. Just as you can reduce the Mesdag
Panorama to a collection of colours and brush strokes. That other
world cannot possibly be shown; the only explanation of its existence
is its mystery. This is something I feel now and then myself.
When I stand in Scheveningen looking at two boats in the harbour
it is hard to visualize a mystery. It happens, however, when
I look at a Van Gogh, a Monet, a Weissenbruch or a Mesdag. Yet
no one can say precisely what the difference might be."
(Verhoeven, 1996,
S. 177.)
6 Vgl. hierzu Theodor Schulzes Definition
eines phänomenologischen Lernbegriffs. Schulze,
1993c, S. 252.
7 Das zeigt nicht zuletzt die Ironie,
mit der die täuschende Wirkung des Panoramas von Beginn
an auch beschrieben wurde. Der Göttinger Taschenkalender
von 1794 berichtete das erste Mal in Deutschland über ein
Panorama, das 'Panorama von Spithead' von Barker. Es zeigte eine
vor Spithead ankernde russische Kriegsflotte. Der Rezensent,
der das Panorama selbst offensichtlich nicht gesehen hat, berichtet,
wie die täuschende Wirkung zustandekommt: "Um aber
... die Illusion aufs höchste zu treiben, so ist der Standort
für die Zuschauer, das Verdeck eines Schiffes, das mitten
unter den gemahlten Schiffen auf demselben gemahlten Meere liegt...
Auch wird man, natürlich, den Fußboden des Gebäudes
als Meeresfläche behandelt, und mit Widerscheinen und anderen
Gegenständen versehen haben, die den angenehmen Betrug unterhalten.
Der Gedanke hat etwas sehr schönes, und von einer Meisterhand
... behandelt, muß es einen hinreissenden Effekt thun.
Es wurde in der Erzählung gesagt, es wären einige Damen
(was doch den Damen nicht alles möglich ist) durch den Anblick
seekrank geworden. Wenn sie es vorher schon einmahl gewesen sind,
... so ist es möglich. Vielleicht aber ist die Bemerkung
bloß eine Dichter-Floskel, wodurch der Enthusiasmus seiner
Relation Leben zu erteilen gesucht hat. Auch muß man diese
Wage für mahlerische Verdienste sehr behutsam gebrauchen.
Zeuxis soll durch ein Gemählde die Vögel des Himmels
betrogen haben, und man bewundert den Mann deswegen in der Schule.
Ich muß gestehen, daß meine hohe Idee von dem Kennerblick
der Vögel ... gar sehr gesunken ist, seit dem ich auf meiner
eigenen Stube und mit meinen eigenen Augen gesehen habe, daß
ein sonst schlaues Rothkehlchen, ein Paarmal des Tages ein Schlüsselloch
für eine Fliege hielt und mit großer Gewalt darauf
zustieß." (Göttinger Taschenkalender, zit. nach:
Oettermann, 1980,
S. 82.)
8 Wenn erlernte Wahrnehmungsmuster
allerdings zu sehr irritiert werden, dann paßt die Raumerfahrung,
die das Gemalte dem Betrachter suggeriert, nicht zusammen mit
der tatsächlichen Distanz, die er von der Oberfläche
der Leinwand hat. Das könnte eine Ursache der beschriebenen
Schwindelerscheinungen sein.
Allerdings mag es hier eine Differenz geben zwischen heutigen
und zeitgenössischen Besuchern, die sich rezeptionshistorisch
erklären läßt. Die Wirkung auf die historischen
Betrachter der Panoramen könnte deshalb intensiver gewesen
sein, weil sie weit weniger als heutige mit derlei Inszenierungen
und mit Bildern überhaupt vertraut waren. Für das Massenpublikum
des 18. Jahrhunderts war die alltägliche Umwelt geprägt
von Bilderlosigkeit. Für die überwiegende Mehrheit
der Bevölkerung war die Betrachtung von Gemälden nur
in den Kirchen möglich oder vor den roh gemalten Schildern
der Moritatensänger. "Kunstbesitz und Kunstkennerschaft
blieben lange exklusiv. Die Eintrittspreise der ersten Museen
waren prohibitiv hoch ... In diese Bilderarmut platzten die ersten
Riesenrundgemälde, die gegen einen verhältnismäßig
geringen Obolus für jedermann zugänglich waren, wie
eine Bombe... Auf die Zeitgenossen machten die Panoramen einen
alle Sinne überwältigenden, geradezu umwerfenden Eindruck,
der bis zu körperlicher Übelkeit gehen konnte."
(Oettermann, 1995,
S. 73.)
9 Milman,
1984, S. 7.