1 Panofsky,
1964, S. 102.
2 Allerdings hat Mesdag möglicherweise
Fotografien eingesetzt. Der Blick auf Scheveningen von der Seinpostduin
aus galt als typisch und wurde schon 1850 von dem Photographen
Henri Plaut für das Stereoskop aufgenommen. Etwa zur Entstehungszeit
von Mesdags Panorama publizierte der Photograph Henri de Louw
ein kleines Album mit einem 360 Grad Panorama von Scheveningen,
das er von der Seinpostduin aus aufgenommen hatte. Vermutlich
ist dieses Panorama vom gemalten Panorama inspiriert worden und
diente nicht umgekehrt Mesdag als Vorlage. Dagegen hat der Photograph
H.W. Wollrabe um 1880 Aufnahmen gemacht, die mit Mesdags Panorama
weitgehend übereinstimmen. Die Entstehungszeit der Photographien
ist erkenntlich an dem Fehlen von Gebäuden, die 1882 bereits
erbaut waren. In welcher Weise Mesdag die Fotos benutzt hat,
ist nicht bekannt. (Vgl. Boom,
1996, S. 111ff)
3 Stark,
1928, Untertitel.
Die Perspektive der Renaissance, meint Stark, sei von falschen
Voraussetzungen ausgegangen, weshalb alle perspektivischen Systeme
unbefriedigend geblieben seien. "Die Lösung des Problems
läßt sich nur finden, wenn man vom Sehvorgang im Auge
ausgeht, das Prinzip, welches durch den Bau dieses Organs seinen
Ausdruck findet, der Aufgabe zugrunde legt. Dies aber führt
zu einer grundsätzlich anderen Einstellung, statt wie bisher,
von Innen nach Außen, heißt es jetzt von Außen
durch den Brennpunkt nach Innen projizieren." (Stark, 1928,
S. 11.)
4 Stark,
1928, S. 16.
Der Entwurf der Netzhaut- oder kurvenlinearen Perspektive ist
historisch nicht die erste Kritik an der Zentralperspektive.
Im 17. Jahrhundert forderte G. Huret eine dem natürlichen
diskursiven Sehen adäquate Perspektive, "bei deren
Anwendung im Gemälde alle Figuren ihren eigenen Fluchtpunkt
auf einem gemeinsamen Horizont haben, damit der vor den Bildern
promenierende Betrachter die gleiche Beweglichkeit des Blicks
genießen könne wie beim Anblick der Realität.
Einige Jahre zuvor hatte der Mathematiker G. Desargues die Fluchtpunktkonstruktion
der Zentral-Perspektive durch ein neues geometrisches Verfahren
'ohne Fluchtpunkt' in Frage gestellt". (Kambartel,
1989, S. 375f.)
5 Barre in: Flocon/Barre,
1968, S. 29.
Ausgangspunkt Barres für die Arbeit an der kurvenlinearen
Perspektive waren Überlegungen des Zeichners Albert Flocon,
der panoramatische Blickfelder darstellen wollte. Flocons Beschreibung
seiner Erfahrung als Zeichner vor der Landschaft ähnelt
verblüffend jener Barkers, der aus aneinandergefügten
Landschaftsansichten das Panorama entwickelte. Flocon führte
der Versuch, die panoramatische Rundumsicht darzustellen, zur
Krümmung bestimmter Raumgeraden und damit zur Entdeckung
der Sichtkugel. Um diese Entdeckung zu systematisieren, arbeitete
er zusammen mit dem Techniker André Barre ein praktisches
Verfahren für eine kurvenlineare Perspektive aus.
6 Barre in: Flocon/Barre,
1968/1983, S. 29.
Dabei berücksichtigt Barre durchaus die komplexe Wahrnehmungsweise
vor den Dingen. Bei der Umsetzung von Raumverhältnissen
auf die Bildfläche soll das gesamte Spektrum der erlebten
räumlichen Wirklichkeit, "die von allen Sinnesorganen,
im besonderen durch Sehen und Tasten, aufgenommen und von bewußten
Erinnerungen und unbewußten Ablagerungen bestätigt
wird" berücksichtigt werden. (ebd.)
7 "Wenn doch wenigstens die Natur
... aus glattpolierten und sauber gemalten Oberflächen bestünde!
Doch auch hier behält die Unordnung die Oberhand. Das Rot
des Apfels enthüllt sich endlos, selbst durch die Lupe betrachtet,
wie ein Mosaik, das aus Steinchen der verschiedensten Rotnuancen
zusammengesetzt ist... Wollte man das Aussehen der Dinge in ihrer
Gesamtheit erfassen, müßte man auf einen wilden Pointillismus
zurückgreifen." (Barre in: Flocon/Barre,
1968/1983, S. 34.)
8 Barre in: Flocon/Barre,
1968/1983, S. 31.
9 Barre in: Flocon/Barre,
1968/1983, S. 64.
10 Barre in: Flocon/Barre,
1968/1983, S. 68.
Eine solche Überlegung ist müßig, da es, bezieht
man die psycho-physiologischen Voraussetzungen der visuellen
Wahrnehmung mit ein, keine Übereinstimmung zwischen gekrümmtem
Netzhautbild und der Bildverarbeitung und -erzeugung im Gehirn
gibt.
11 Barre in: Flocon/Barre,
1968/1983, S. 78.