Perspektive, Historie und Handlung
Mit der Objektivierung des Subjektiven einher
geht die Objektivierung der Historie, die die Malerei leisten
und veranschaulichen soll. Ähnlich dem Bühnenbild bildet
die Malerei eine Öffnung und Erweiterung der realen Orte
durch fiktive Orte. Das Darstellungsprinzip der Zentralperspektive
ermöglicht die Konstruktion von Räumen und dient der
Darstellung von Handlungen. "Das Ganze, zu dem sich die
Teile des Gemäldes zusammenzufügen haben, ist die Historie.
Die eigentliche Aufgabe der Malerei ist das Historiengemälde.
Es ist ein Bild, in dem viele Figuren, die alle an einer einzigen
Handlung beteiligt sein müssen, an einem einzigen Ort erscheinen."1 Im Historienbild zeigt sich, aus der Sicht der
Renaissance, das eigentliche Wesen der Malerei. Von dieser Gattung
empfangen alle anderen ihren niedrigeren Rang, da sie je nur
Teilaspekte des Historiengemäldes beinhalten. Die ontologische
Fundierung der perspektivischen Konstruktion gewährt der
Handlung Wahrheit und schließt die dargestellte Handlung
an die Wirklichkeit der Betrachter an im Sinne einer Vergegenwärtigung.
"Die Struktur des Gemäldes ist nach der Welt hin offen.
Sie bezieht die Welt mit ein in der Weise eines Wirkens und einer
Bewegung, zu der sie veranlaßt. Das Gemälde ist nicht
ein körperliches hermetisches Gebilde. Seine Struktur ist
nur vollständig als Verbindung mit der betrachtenden Welt."2 Solche Sichtweise blieb bis ins 19. Jahrhundert
gültig.
Mesdags Panorama ist nicht eigentlich ein Historienbild - Mesdag
selbst meinte ja, sein Sujet im Umfeld der Schlachtenpanoramen
rechtfertigen zu müssen. Doch Mesdags Szenerie ist doch
- und so war sie auch gedacht - als objektive Verbildlichung
eines bestimmten Ortes zu einer bestimmten Zeit zu verstehen.
Und Mesdag war wohl vom Wahrheitsgehalt seiner Darstellung überzeugt:
Er wollte ja die Natur selbst sprechen lassen.