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Gabriele Schmid:  Illusionsräume
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Perspektive, Historie und Handlung

 

  Mit der Objektivierung des Subjektiven einher geht die Objektivierung der Historie, die die Malerei leisten und veranschaulichen soll. Ähnlich dem Bühnenbild bildet die Malerei eine Öffnung und Erweiterung der realen Orte durch fiktive Orte. Das Darstellungsprinzip der Zentralperspektive ermöglicht die Konstruktion von Räumen und dient der Darstellung von Handlungen. "Das Ganze, zu dem sich die Teile des Gemäldes zusammenzufügen haben, ist die Historie. Die eigentliche Aufgabe der Malerei ist das Historiengemälde. Es ist ein Bild, in dem viele Figuren, die alle an einer einzigen Handlung beteiligt sein müssen, an einem einzigen Ort erscheinen."1 Im Historienbild zeigt sich, aus der Sicht der Renaissance, das eigentliche Wesen der Malerei. Von dieser Gattung empfangen alle anderen ihren niedrigeren Rang, da sie je nur Teilaspekte des Historiengemäldes beinhalten. Die ontologische Fundierung der perspektivischen Konstruktion gewährt der Handlung Wahrheit und schließt die dargestellte Handlung an die Wirklichkeit der Betrachter an im Sinne einer Vergegenwärtigung. "Die Struktur des Gemäldes ist nach der Welt hin offen. Sie bezieht die Welt mit ein in der Weise eines Wirkens und einer Bewegung, zu der sie veranlaßt. Das Gemälde ist nicht ein körperliches hermetisches Gebilde. Seine Struktur ist nur vollständig als Verbindung mit der betrachtenden Welt."2 Solche Sichtweise blieb bis ins 19. Jahrhundert gültig.
 
Mesdags Panorama ist nicht eigentlich ein Historienbild - Mesdag selbst meinte ja, sein Sujet im Umfeld der Schlachtenpanoramen rechtfertigen zu müssen. Doch Mesdags Szenerie ist doch - und so war sie auch gedacht - als objektive Verbildlichung eines bestimmten Ortes zu einer bestimmten Zeit zu verstehen. Und Mesdag war wohl vom Wahrheitsgehalt seiner Darstellung überzeugt: Er wollte ja die Natur selbst sprechen lassen.

 


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 1 Mühlmann, 1981, S. 162.

2 Mühlmann, 1981, S. 168.


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