Zurück
Gabriele Schmid:  Illusionsräume
Home

 

Die Hologramme in In-Between

 

Die Hologramme sind Multicolour-Transmissionshologramme, die im Regenbogenverfahren hergestellt wurden. Alle drei Hologramme erscheinen vielfarbig und transparent, und sie haben einen komplexen Bildaufbau. Philippe Boissonnet und John Perry 1 haben für In-Between verschiedene Techniken kombiniert. Zunächst sind alle drei Hologramme Shadowgramme. Boissonnet, dem es hier nicht um die Nachbildung von Oberflächen ging, sondern um das, was im holographischen Raum zwischen den holographierten Objekten erscheinen kann, hat diese Technik benutzt, um dreidimensionale Schatten von Körpern zu erzeugen. Für alle drei Multi-colour- bzw. Multi-exposure-Hologramme wurden je drei Aufnahmen gemacht. Damit wurde die Überlappung der drei dominanten Farbbereiche (gelb-grün, orange-rot und blau-violett) erreicht, wenn man aus einem bestimmten Abstand ins Zentrum der Hologramme blickt. Da in In-Between die Tafeln schräg in ihren Halterungen stehen, verändern sich die Farbnuancen abhängig vom Abstand des Betrachters (da er je in andere Schlitzbilder blickt). Solche Hologramme kann man - wie Boissonnet das getan hat - plurizentristisch nennen, denn es wird hier (im Unterschied zur Perspektivkonstruktion) nicht ein einziger richtiger Standpunkt vorgegeben, sondern von jedem Standpunkt aus erscheint nicht nur bezüglich der räumlichen Gestalt der Objekte, sondern auch bezüglich der Farbe ein anderer Anblick.

Im ersten Hologramm erscheinen im Vorübergehen nacheinander schemenhaft zwei Mädchenköpfe, von denen einer auf dem Kopf steht. Zwischen den Köpfen erscheinen ungeordnete Buchstaben, aus denen sich die Worte 'JE' (ich) und 'TU' (du) formen lassen. Geht man von links nach rechts am Hologramm vorüber, erscheint zunächst am linken Rand das Wort 'JE', dann am äußersten rechten Rand das Wort 'TU'. Dieses zuerst angefertigte Hologramm ist in einem Schritt entstanden. Alle Teile - die beiden Mädchenköpfe und die Buchstaben - sind reell. Die Lichterscheinungen stehen ungefähr 50 cm vor der Platte und bewegen sich sehr schnell, wenn man am Hologramm vorübergeht (Abb. 33).

Im einschrittigen Verfahren läßt sich die Bewegung der Bildteile zueinander nicht sehr genau vorausplanen. Boissonnet entschied deshalb, die beiden folgenden Hologramme in zwei Schritten zu realisieren (ein wesentlich zeitaufwendigeres und kostspieligeres Verfahren). Zunächst wurde ein slit master 2 (H1) für jedes einzelne Element der Hologramme angefertigt. Dann wurden im Sandwichverfahren die Einzelteile montiert. Auf diese Weise konnte im zweiten Schritt die räumliche Verbindung der Einzelteile und die Mischung virtueller und reeller Bilder variiert und genau gesteuert werden.

Das zweite Hologramm birgt zwei einander zugewandte Silhouetten eines männlichen - es ist der Künstler selbst - und eines weiblichen Oberkörpers. Links befindet sich das vor der Platte erscheinende reelle Bild des weiblichen Körpers, rechts das virtuelle Bild des männlichen Körpers. Da das reelle Bild vor der Platte erscheint und das virtuelle dahinter, erscheint das Bild der Frau relativ größer als das des Mannes. Bewegt man sich vor der Platte nach links, scheint die Erscheinung der Frau nach rechts zu wandern (auf die virtuelle Erscheinung des Mannes zu), der räumlich stabiler bleibt (da sein Bild weiter entfernt ist). Feine Lichtabstrahlungen gehen von den Körpern aus. Gleich gebeugten Lichtwellen umgeben sie die Schattenränder, und ähnlich den sichtbar gemachten Luftströmen im Windkanal gehen Lichtströme von den Körpern aus. Annähernd konzentrische Lichtwellen bilden den Umraum für die Körper. Die Wellenerscheinungen ändern sich im Vorübergehen und bilden dreidimensionale, teils moiréartige Muster (Abb. 34).

Die Beleuchtung des dritten Hologramms läßt formatfüllend das Piktogramm @ als virtuelles Bild in der Filmebene des Hologramms erscheinen. Steht man frontal vor dem Hologramm, erscheinen zu beiden Seiten des @ erneut die Worte 'JE' und 'TU' in verschiedenen Raumebenen. Das virtuelle Bild des 'TU' erscheint hinter der Filmebene. Das reelle Bild des 'JE' erscheint vor der Platte. Geht man am Hologramm vorüber, bewegen sich die Worte aufeinander zu, dabei bewegt sich das reelle Bild des 'JE', gleich dem Schattenkörper der Frau im zweiten Hologramm, schneller. Abhängig von der Position des Betrachters stehen die beiden Worte voneinander getrennt im Raum, oder sie verbinden sich zu neuen Begriffen: 'JEU' (Spiel) oder 'TUE' (töte) (Abb. 35).

Die drei Hologramme weisen, dies im Vorgriff, auf drei Typen menschlicher Kommunikation: auf sprachliche das erste, auf auratische das zweite, und auf technologische das dritte.


Home

Inhalt

Weiter


 

1 Boissonnet hat die Hologramme für In-Between und für die anderen hier besprochenen Installationen in den Laboratorien von 'Holographic North' zusammen mit dem Inhaber des Labors, Ph. D. John Perry, hergestellt. Das Labor befindet sich in Burlington, im US-Bundesstaat Vermont und ist eines der wenigen, die sich auf großformatige Holographie spezialisiert haben. Ein großer Teil aller ausgestellten großformatigen Hologramme stammt aus John Perrys Labor.

2 Die Herstellung eines Slit Masters nimmt den oben beschriebenen zweiten Herstellungsschritt von Regenbogenhologrammen vorweg. Bereits bei der Aufnahme des Objekts wird nur ein schmaler Streifen mit eingeschränkter Parallaxe belichtet. Voraussetzung für dieses Verfahren ist eine sehr genaue Vorausplanung, da sich an der vertikalen Perspektive später nichts mehr ändern läßt.


Home

Inhalt

Weiter