Die Hologramme in In-Between
Die Hologramme sind Multicolour-Transmissionshologramme, die
im Regenbogenverfahren hergestellt wurden. Alle drei Hologramme
erscheinen vielfarbig und transparent, und sie haben einen komplexen
Bildaufbau. Philippe Boissonnet und John Perry 1
haben für In-Between verschiedene Techniken kombiniert.
Zunächst sind alle drei Hologramme Shadowgramme. Boissonnet,
dem es hier nicht um die Nachbildung von Oberflächen ging,
sondern um das, was im holographischen Raum zwischen den holographierten
Objekten erscheinen kann, hat diese Technik benutzt, um dreidimensionale
Schatten von Körpern zu erzeugen. Für alle drei Multi-colour-
bzw. Multi-exposure-Hologramme wurden je drei Aufnahmen gemacht.
Damit wurde die Überlappung der drei dominanten Farbbereiche
(gelb-grün, orange-rot und blau-violett) erreicht, wenn
man aus einem bestimmten Abstand ins Zentrum der Hologramme blickt.
Da in In-Between die Tafeln schräg in ihren Halterungen
stehen, verändern sich die Farbnuancen abhängig vom
Abstand des Betrachters (da er je in andere Schlitzbilder blickt).
Solche Hologramme kann man - wie Boissonnet das getan hat - plurizentristisch
nennen, denn es wird hier (im Unterschied zur Perspektivkonstruktion)
nicht ein einziger richtiger Standpunkt vorgegeben, sondern von
jedem Standpunkt aus erscheint nicht nur bezüglich der räumlichen
Gestalt der Objekte, sondern auch bezüglich der Farbe ein
anderer Anblick.
Im ersten Hologramm erscheinen im Vorübergehen nacheinander
schemenhaft zwei Mädchenköpfe, von denen einer auf
dem Kopf steht. Zwischen den Köpfen erscheinen ungeordnete
Buchstaben, aus denen sich die Worte 'JE' (ich) und 'TU' (du)
formen lassen. Geht man von links nach rechts am Hologramm vorüber,
erscheint zunächst am linken Rand das Wort 'JE', dann am
äußersten rechten Rand das Wort 'TU'. Dieses zuerst
angefertigte Hologramm ist in einem Schritt entstanden. Alle
Teile - die beiden Mädchenköpfe und die Buchstaben
- sind reell. Die Lichterscheinungen stehen ungefähr 50
cm vor der Platte und bewegen sich sehr schnell, wenn man am
Hologramm vorübergeht (Abb.
33).
Im einschrittigen Verfahren läßt sich die Bewegung
der Bildteile zueinander nicht sehr genau vorausplanen. Boissonnet
entschied deshalb, die beiden folgenden Hologramme in zwei Schritten
zu realisieren (ein wesentlich zeitaufwendigeres und kostspieligeres
Verfahren). Zunächst wurde ein slit master 2
(H1) für jedes einzelne Element der Hologramme angefertigt.
Dann wurden im Sandwichverfahren die Einzelteile montiert. Auf
diese Weise konnte im zweiten Schritt die räumliche Verbindung
der Einzelteile und die Mischung virtueller und reeller Bilder
variiert und genau gesteuert werden.
Das zweite Hologramm birgt zwei einander zugewandte Silhouetten
eines männlichen - es ist der Künstler selbst - und
eines weiblichen Oberkörpers. Links befindet sich das vor
der Platte erscheinende reelle Bild des weiblichen Körpers,
rechts das virtuelle Bild des männlichen Körpers. Da
das reelle Bild vor der Platte erscheint und das virtuelle dahinter,
erscheint das Bild der Frau relativ größer als das
des Mannes. Bewegt man sich vor der Platte nach links, scheint
die Erscheinung der Frau nach rechts zu wandern (auf die virtuelle
Erscheinung des Mannes zu), der räumlich stabiler bleibt
(da sein Bild weiter entfernt ist). Feine Lichtabstrahlungen
gehen von den Körpern aus. Gleich gebeugten Lichtwellen
umgeben sie die Schattenränder, und ähnlich den sichtbar
gemachten Luftströmen im Windkanal gehen Lichtströme
von den Körpern aus. Annähernd konzentrische Lichtwellen
bilden den Umraum für die Körper. Die Wellenerscheinungen
ändern sich im Vorübergehen und bilden dreidimensionale,
teils moiréartige Muster (Abb.
34).
Die Beleuchtung des dritten Hologramms läßt formatfüllend
das Piktogramm @ als virtuelles Bild in der Filmebene des Hologramms
erscheinen. Steht man frontal vor dem Hologramm, erscheinen zu
beiden Seiten des @ erneut die Worte 'JE' und 'TU' in verschiedenen
Raumebenen. Das virtuelle Bild des 'TU' erscheint hinter der
Filmebene. Das reelle Bild des 'JE' erscheint vor der Platte.
Geht man am Hologramm vorüber, bewegen sich die Worte aufeinander
zu, dabei bewegt sich das reelle Bild des 'JE', gleich dem Schattenkörper
der Frau im zweiten Hologramm, schneller. Abhängig von der
Position des Betrachters stehen die beiden Worte voneinander
getrennt im Raum, oder sie verbinden sich zu neuen Begriffen:
'JEU' (Spiel) oder 'TUE' (töte) (Abb. 35).
Die drei Hologramme weisen, dies im Vorgriff, auf drei Typen
menschlicher Kommunikation: auf sprachliche das erste, auf auratische
das zweite, und auf technologische das dritte.